Anton Georg Martin, *8.März 1812 in Wien, †21.August 1882 in Baden


Er besuchte das Gymnasium der Piaristen in Wien und studierte anschließend Physik am Wiener Polytechnischen Institut, wo er von 1836 bis 1839 als Assistent tätig war. Als 1839 die Erfindung Daguerres bekannt wurde, begann Martin auf Veranlassung von Andreas v. Ettinsghausen und Joseph Prechtl, dem damaligen Direktor des Polytechnischen Instituts, sich mit dem Daguerreotypie-Verfahren zu beschäftigen. Der Optiker Wenzel Prokesch, ebenfalls Mitglied der "Fürstenhofrunde", konstruierte eine kleine Kamera mit der Martin die ersten Versuche machte. Im Sommer 1840 nahm er die ersten Porträts mit dem von Petzval berechnetem und von Voigtländer hergestelltem Objektiv auf. Mit einem Empfehlungsschreiben Metternichs begab er sich 1840/41 als wahrscheinlich erster fahrender Daguerreotypist nach Dresden, wo er auch einige Porträts Friedrich August II. anfertigte. Ca. 1843 wurde er dann Bibliotheks-Kustos und im gleichen Jahr ordenliches Mitglied des Niederösterreichischen Gewerbevereins, ein Jahr später Komiteemitglied und stellvertretender Sekretär der Abteilung für Physik. Nun wurde Martin auch Redaktionsmitglied des "Allgemeinen Wiener polytechnischen Journals", das sein Freund Wilhelm Schwarz, der spätere Freiherr v. Schwarz-Senborn und Generaldirektor der Wiener Weltausstellung 1873, initiiert hatte. 1849-54 leitete er die Redaktion und war auch von 1859-1879 Bibliothekar des Wiener Polytechnischen Institutes. Sein größter Verdienst war es, erstmals im deutschen Sprachraum die damals bekannten Verfahren der Papier-Photographie in einem detaillierten Kompendium zusammengestellt und erklärt zu haben. 1846 erschien sein "Repertorium der Photographie, Vollständige Anleitung zur Photographie auf Papier". Er führte 35 verschiedene Verfahren an und beschrieb seine eigenen Erfahrungen. Eine Kurzbeschreibung der einzelnen Schritte sollte die praktische Anwendung erleichtern. Er veröffentlichte 1848 eine "Literatur der Photographie auf Metall" und eine "Vollständige Anleitung zur Photographie auf Metall nebst den neuesten Fortschritten der Photographie auf Papier". Nachdem das "Repertorium" großen Anklang fand, erschien 1851 eine zweite, von 134 auf 370 Seiten erweiterte Auflage unter dem Titel "Handbuch der Photographie oder vollständige Anleitung zur Erzeugung von Lichtbildern auf Metall, Papier und auf Glas, Daguerreotypie, Talbotypie, Niepcetypie". Er schrieb von den einzelnen Chemikalien über die Zubereitung bis hin zur Kolorierung der Bilder und behandelte die verschiedenen Verfahren, in alphabetischer Reihenfolge der Erfinder. In der 4. Auflage von 1854 "Handbuch der gesammten Photographie" widmete er dem neuen Kollodium-Verfahren großen Raum. In der 6. Auflage, erschienen 1865, präsentiert Martin auf über 500 Seiten die Ergebnisse seiner Forschungen: "Handbuch der gesammten Photographie, mit besonderer Berücksichtigung ihres Verhältnisses zur Wissenschaft, zur Kunst und zum Gesetz. Sechste, vollständig neu bearbeitete Auflage, enthaltend: Die neuesten photographischen Methoden, die Email- und Porzellanbilder-Fabrikation, die Mikrotypie, die Vergrößerungs-Photographie, Stereoskopie, Phototypie, Photolithographie und die Wothlytypie". Er war einer der Ersten, die eine gesetzliche Regelung des Urheberechtes forderten, um die Photographie vor unberechtigter Vervielfältigung zu schützen und richtete eine entsprechende Petition an das Parlament. Am 22.3.1861 kam es in den Räumen der Akademie der Wissenschaften zur Konstituierung der "Photographischen Gesellschaft in Wien", der ersten dieser Art im deutschsprachigen Raum und Martin wurde zum ersten Präsidenten gewählt. Dieses Amt hatte er von 1861-1865 und 1868-1870 inne. Als Vereinsorgan wurde die "Zeitschrift für Fotografie und Stereoskopie", und ab 1864 die "Photographische Correspondenz" herausgegeben. Am 17.5.1864 eröffnete er im Dreherschen Palais am Opernring die erste photographische Ausstellung in Wien. Nach der Weltausstellung 1873, an der sich Martin ebenfalls beteiligt hatte, wurde er zum kaiserlichen Rat, und anlässlich seiner Pensionierung 1881 zum Regierungsrat ernannt. Die Gicht und andere Leiden schränkten seine Forschungstätigkeit stark ein, und er verstarb während eines Kuraufenthalts in Baden. Seinem Willen entsprechend wurde sein wissenschaftlicher Nachlass nach seinem Tode vernichtet.
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