JOSEF MROZ (1893-1945?)
EIN BEITRAG ZUR ÖSTERREICHISCHEN
PHOTOGESCHICHTE
von Bodo Kralik, Wien
Mroz, dieser Name ist selbst Fachleuten kaum geläufig. Meistens wird er in der Literatur als Miterfinder des Duxochromverfahrens der Firma Herzog genannt.
Dass sich hinter diesem Namen ein Mann verbirgt, der versuchte etwas zur Verbreitung der Farbphotographie in Österreich beizutragen, der Zusatzgeräte
und auch Farbkameras, die Mroz - Farben - Kamera, entwickelte soll hiermit dokumentiert werden.
Josef Mroz, ein gebürtiger Pole aus Lemberg, war äußerst vielseitig. Als gelernter Kinooperateur beschäftigte er sich anfangs mit Radiotechnik und war
auf diesem Gebiet sehr erfolgreich. Nach dem Krieg kam er nach Wien und gründete bald danach die Firma RADIO-APPARATE-BAU-ANSTALT-MROZ
in Wien 6., Windmühlgasse 1. Gebaut wurden eigene Erzeugnisse so z.B. der “MROZ Radio Empfänger ohne Antenne und Erde ", kapazitätsarme Steckspulen, den Hoch- und Niederfrequenz-Sprechtransformator "Hemrag", sowie Spezialeinstellscheiben für Potentiometer, welche er patentieren ließ.1924 erhielt Mroz sein erstes Patent für eine "Kamera für Mehrfarbenphotographie " (1) und arbeitete nun ausschließlich auf dem Gebiete der Farbenphotographie. Er änderte den Firmennamen auf Mroz-Farben-Foto-Wien und übersiedelte 1926 in die nahe gelegene Gumpendorfer Strasse 94, wo er im Hof des Hauses ein Atelier einrichtete.
Zirka 1927 erschien seine Broschüre: "Photographiert in
Farbe, Kameras und Materialien für Farbenphotographie”. In der Einleitung stand
zu lesen: "Es ist
das erste Mal, dass in
Österreich eine Preisliste, ausschließlich der Farbenphotographie gewidmet
erscheint .Wir erlauben uns Ihre Aufmerksamkeit in erster Linie auf die
MROZ-FARBEN-KAMERAS zu lenken, die in allen Kulturstaaten patentiert sind.“
Dieser Katalog bot dem Kunden eine genaue Übersicht der damals gebräuchlichen Farbverfahren und es wurde ihm dadurch ermöglicht Preisvergleiche anzustellen.
Nun ist zu bemerken, dass die Kosten eines Mroz Farben Fotos im Vergleich zur Autochromplatte sehr hoch waren. So kostete ein Bild inklusive Entwicklung und
Rahmung im Format 61 x 61 mm 5,60 österreichische Schilling, eine 9x12 cm
Autochromplatte inklusive Entwicklung aber nur 3,55 österreichische Schilling. Das ist immerhin ein Unterschied von mehr als 50 % und wenn man nun in Betracht zieht, dass die Autochromplatte ungefähr 4 x so teuer war als eine normale SW- Platte so kann man sich vorstellen welch kleinen Interessentenkreis man damit erreichte.
In der " PHOTOGRAPHISCHEN-KORRESPONDENZ " erschien 1929 ein Artikel über diese Kamera:
„Josef Mroz in Wien
brachte vor einiger Zeit einen sehr sinnreich konstruierten Apparat für
Dreifarbenaufnahmen auf den Markt.
Diese Kamera ist ganz
aus Metall hergestellt und mit einem für Farbenaufnahmen sehr geeigneten Doppel-Anastigmaten, dem Dialytar
1:4,5 ausgestattet.
Der Film (2) wird ohne
den schwarzen fortlaufenden Papierstreifen benützt. Dadurch wird erreicht, dass
die Kamera viel Rohmaterial fasst und jede Aufnahme für sich entwickelt werden
kann, ohne dass man auf das Ende der Filmrolle warten muss. Die Kamera kann auch
bei Tageslicht für je 6 bzw.12 Aufnahmen geladen und entladen werden. Die
Filmrolle wird eingelegt, in der Richtung des Pfeiles
durchgezogen und bei der Rolle B festgeklemmt; dann wird die Kamera geschlossen.
Mit der Kurbel wird soweit gedreht, bis bei der Kontrollöffnung der Film
sichtbar wird bzw. der Filteranzeiger auf rot eingestellt ist. (Es ist
vorteilhaft, bei Aufnahmen die Filterreihenfolge "Rot-Grün-Blau" immer
beizubehalten.)
Die Kamera wird auf
einem Stativ befestigt und auf die gewünschte Entfernung eingestellt. Alle
Vorgänge vollziehen sich so wie bei gewöhnlichen
Schwarz-Weiß
Aufnahmen.
Nun zur Aufnahme selbst : Mit der linken Hand wird der Verschluss ausgelöst,
hierauf vollführt die zweite Hand eine Kurbeldrehung, wodurch der Film,
sowie das Filter
fortbewegt wird, was von außen bequem zu beobachten ist. Nun erfolgt die zweite
Auslösung ( Belichtung ), abermals eine Kurbeldrehung und schließlich die
Auslösung für das letzte ( dritte ) Teilbild. Die hier beschriebene Art der
Aufnahme ist in wenigen Sekunden durchführbar. Die Anzahl der gemachten
Aufnahmen ist an dem Zählwerk abzulesen.
Der Anschaffungspreis
dieser Kamera ist nicht höher als der eines guten gewöhnlichen photographischen
Apparates. (3) Geringes Gewicht der Kamera und des
Aufnahmematerials sind für Reise- und Studienaufnahmen ausschlaggebend. Die
Bildgröße beträgt 61 x 61 mm. Die Kamera erfordert kein umständliches Schlitten-
oder Kassettenwechseln und dergleichen und ist daher jederzeit
aufnahmebereit.
Infolge der
sinnreichen Automatisierung der inneren Vorgänge ist die Kamera sehr einfach zu
handhaben. Die stabile Bauart der Kamera ermöglicht auch bei ungünstigen äußeren
Einflüssen ein sicheres Arbeiten. Die Kamera besitzt eine automatische
Passermarkierung, welche die Herstellung von Farbenbildern wesentlich
erleichtert. Als Aufnahmematerial wird ein unperforierter Film
verwendet.
Die
MROZ-FARBEN-KAMERA (4) Type B unterscheidet sich von der
"Amateurtype" durch vollkommene Automatisierung der zur Dreifarbenaufnahme
notwendigen inneren Vorgänge sowie durch größere und stabilere
Bauart.
Die Mroz Farben Kamera
Type C unterscheidet sich äußerlich kaum von Type B, sie besitzt jedoch keine
automatische Momentvorrichtung,
sondern ist nur für
rasche Zeitaufnahmen mittels Kurbel eingerichtet. Diese Kamera ist für
Mikroaufnahmen, für naturwissenschaftliche, medizinische, industrielle und
reproduktionstechnische Aufnahmen sehr geeignet.
Die mit der Mroz -
Kamera aufgenommenen Negative werden in üblicher Weise entwickelt, gewässert und
getrocknet. Für die Positivausführung können die bekannten
Dreifarbenkopierprozesse wie: Uvachromie, Jos-Pe, Pinatypie, etc. benützt
werden. Ein besonders großes Verwendungsgebiet eröffnet sich den Mroz Farben
Negativen im Druckgewerbe: Es können nach Mroz Farbnegativen ohne jede Retusche
Dreifarbendrucke in Kupfertiefdruck, Lichtdruck, und Autotypie hergestellt
werden.“ (5)
Die Patentstreitigkeiten
Mroz erlitt ein typisch österreichisches Erfinderschicksal, wenn es ein solches gibt, denn er hatte zur Zeit seiner Erfindung sicherlich gute Chancen
seine Kamera mit dem geeigneten Partner in größerer Serie zu produzieren. So stand er, ohne es zu wissen, unter großem Zeitdruck. Unter Zeitdruck deshalb, da sich gerade zu dieser Zeit alles auf ein geeignetes Farbverfahren konzentrierte. Mroz alleine hatte keine finanziellen Möglichkeiten eine größere Anzahl seiner Kameras zu produzieren und baute deshalb auf Bestellung. Dass er in dieser Situation ein ihm erfolgsversprechendes Angebot freudig annehmen würde war einzusehen, denn die wirtschaftlichen Voraussetzungen waren für solche Projekte eher im Ausland zu finden.
Am 12.September 1928 erhielt Mroz von der europäischen Vertretung der London & South East European Co. Ltd. in Wien einen Brief, in welchem diese ihr Interesse an seinen Erfindungen zeigte. Da Mroz geschäftlich nicht sehr gefinkelt war geriet er in Bedrängnis, denn diese Firma versuchte seine Patente zu
kopieren und zu verkaufen. Der nachstehend abgedruckte "Genauer Sachverhalt meiner Patentverkaufsangelegenheiten " ist von Mroz abgefasst
und schildert seine damalige Situation:
"Ich erhielt am
12.September 1928 ein Schreiben der Firma
London & South
East European Co.Ltd. 36, Basinghall Street, London, worin sie mir ihr Interesse für
meine Patente aussprach und mich ersuchte, mich an ihren Wiener Vertreter, Herrn
C.0.F. Paget, zwecks Informationen zu wenden. Ich habe
mich daraufhin mit Herrn Paget in Verbindung gesetzt
und der Londoner Firma großes Beweismaterial zugesandt. Nach verschiedener
Korrespondenz wurde zwischen mir und der L. & S.E.E. Co. Ltd. eine
Vereinbarung getroffen, nach welcher ich die Verpflichtung übernahm, am 21.
November 1928 nach London zu fahren und meine Erfindung dort
vorzuführen.
Nach erfolgter
Vorführung wurde mir klar, dass die L. & S.E.E. Co. Ltd. nicht selbst das Kapital
hatte meine Erfindung zu erwerben, sondern dass durch Vermittlung mit
kapitalkräftigen Kunden das Geschäft zustande kommen sollte. Da ich aber mit
einer bargeldlosen Übertragung meiner Patente nicht einverstanden war und ich
doch alle anderen Interessenten fallen lassen musste, wurden mir verschiedene
Vorschläge einer Anzahlung gemacht.
Da Mr. Hye bei seinen
Verhandlungen mit seiner Gruppe angenommen hat dass er eventuell einen größeren
Betrag als 20.000 Pfund in bar und 20.000 Pfund in Aktien für mich erzielen
würde, hat er mir den schriftlichen Vorschlag gemacht, dass ich ihm von diesem
eventuellen Überschuss 25% an ihn,
Hye, abzuliefern habe.
Ich bin darauf eingegangen.
Während meines
Aufenthaltes in London im Dezember 1928 wurde seitens der L. & S.E.E. Co.
Ltd. viele Verhandlungen mit diversen Interessenten geführt, jedoch meistens
ohne mein Beisein. Am 20. und 21. Dezember 1928 wurden mir dann in größter Eile
im Büro der Commercial Issue im Beisein von Solicitor Clark, Mr. Bottibol, Mr.
Rowten, Mr. Sonnenschein, Mr. Hye und anderen Herren
verschiedene Kontrakte zum Unterschreiben vorgelegt. (6)
Da ich der englischen
Sprache nicht mächtig bin, hat mir Mr. Hye in kurzen Worten den Inhalt dieser,
auf meine Bedenken mit besonderem Nachdrucke
versichert, dass er
niemals dulden würde, dass mir auch nur der geringste Nachteil erwachsen könnte.
Da ich aber vollkommen sicher gehen wollte, habe ich mir von Baron Hye ein
besonderes Schriftstück geben lassen, worin ausdrücklich erklärt wird, dass ich
die Kaufsumme bis 28. Februar 1929 zu bekommen habe, im anderen Falle die
Rückgabe aller Rechte an mich zu erfolgen hat. (7)
Statt dass nun aber,
wie geplant und vorbereitet war, die Aktien herangegeben wurden, haben sich
hinter meinem Rücken die verschiedensten Intrigen abgespielt. Es scheint, dass
der ehemalige Consulting Engineer Alfred Bariss, den ich schon sei Jahren von
Wien her kenne und der mir nie gut gesinnt war, der L. &. S.E.E Co. Ltd. den
Vorschlag unterbreitete, ein neues Modell meiner Kamera anzufertigen, was auch
von dieser Firma, insbesondere von Mr. Hye angenommen wurde. Es ist
selbstverständlich dass bei der Herstellung dieser neuen Kamera Ing. Bariss
seine finanziellen Vorteile in erster Linie im Auge hatte.
Die Kamera wurde nun
von Mr. Bariss widerrechtlich, ohne mein Wissen nach meinen Patenten und unter
Zuhilfenahme meiner Kameras, die ich zu treuen Handen
Mr. Hye übergeben hatte, nachgemacht. Mr. Bariss ließ diese Kamera bei dem
Mechaniker Zastoupil in Wien 10.,
Randhartingerstrasse 12 anfertigen und bezahlte ihm hierfür
1000.- österreichische Schilling. (8)
Zur selben Zeit wurde
ich gefragt, ob eine Möglichkeit bestehe ein neues Modell welches ein Mittelding
zwischen meiner Berufs- und Amateurkamera darstellen sollte,
anzufertigen.
Auf Grund meiner
Erfahrung habe ich dies bejaht und auf meine Kosten Zeichnungen einer solchen
Kamera angefertigt und mit Erklärungen an die
L. & S.E.E. Co. Ltd. nach London
gesandt.
Am 22.März 1929
erinnerte ich das Mroz Dev. Synd., respektive Mr. Hye an die fälligen Patentgebühren und
es wurde mir von dort zu diesem Zwecke
90 Pfund übersandt. Der Betrag wurde mit
Mr. Hye genauest verrechnet. Dies beweist, dass die
Firma die Verpflichtung hatte die Patentgebühren zu bezahlen. Auf meine
persönliche Anfrage am 22. März 1929 wann ich meine Vertragssumme erhalten
werde, da doch der ausgemachte Termin bis 28.Februar 1929 lautet, erhielt ich
nach einer Sitzung zur Antwort, ich möchte mich noch gedulden es sei alles in
bester Ordnung. Ich solle nur alle Sachen in London lassen und ruhig nach Hause
fahren. Ich überließ daher mein Laboratorium, Apparate etc. der L. & S.E.E.
Co. Ltd. Zu treuen
Handen und bekam auch hiefür eine
Übernahmebestätigung, die diesmal auffallenderweise
von Mr. Freeman als Direktor unterschrieben wurde.
Was in der
Zwischenzeit mit der nachgemachten Kamera geschah ist mir nicht bekannt. (9)
Schon während meines
fünften Aufenthaltes im Monat April 1929 in London wurde mir von Mr. Hye, Paget und Bullimore eifrigst zugeredet, der Ernennung des Mr. Freeman zum
Direktor des Mroz Syndicates zuzustimmen. Ich wollte
dies nicht gerne tun da ich schon mißtrauisch geworden
war. Nach meiner Abreise erhielt ich nach Bremen ein Schreiben der L. &
S.E.E. Co. Ltd. nachgesandt, worin mir nochmals dringenst zugesprochen wurde, der Ernennung Freemans beizustimmen, denn dies sei der letzte Schritt zum
Erfolg. Obwohl ich es nicht für gut hielt, habe ich doch
durch ein Schreiben
eingewilligt.
Ich wollte inzwischen,
um die Ausgabe der Aktien zu fördern, ein bisher unbekanntes neues
Papierverfahren für das Mroz Syndicate gewinnen. Ich habe im Vertrauen zu den
Leuten alle Namen der Firmen, die irgendwie der Sache nützlich sein könnten
preisgegeben.
Und auch hier stellte
sich heraus, dass man hinter meinem Rücken Mr. Bariss nach Deutschland zu diesen
Firmen zwecks Verhandlung sandte.
Die L. & S.E.E.
Co. Ltd. hat die Adressen der Firmen, die sie von mir im Vertrauen erhalten
hatte, auch anderen Firmen wie z. B.
Houghton & Butcher in
London verraten, sodass sich diese direkt an die Firma in Deutschland wenden
konnte und mir das Geschäft dadurch
verdorben war. Mich
hatte man zum Technischen Direktor des Mroz Syndicates
ernannt, es wurden aber immer verschiedene Winkelzüge unternommen um mich
ausschalten zu können. Ob dies aus Gewinnsucht oder einem anderen Grunde der
Fall war ist mir nicht bekannt.
Meine Bedenken gegen
die Ernennung des Mr. Freeman zum Direktor des Mroz Syndicates haben sich leider sehr bald bewahrheitet. Durch
sein Dazwischentreten hatte ich jeden Einfluss auf das Mroz Syndicate verloren
.Ich sah ein, dass seine Ernennung diesen Zweck haben sollte und aus
diesem Grunde schon
lange vorbereitet war.
Am 7.Juni 1929 erhielt
ich die Mitteilung, dass ein Meeting stattfinden werde um Mr. Denis, Direktor
der Firma Houghton & Butcher, als Direktor
für das Mroz Syndicate
zu gewinnen. Es folgten nun weitere Mitteilungen über verschiedene Meetings und
den verschiedensten Ausreden warum die Sache noch nicht fertig gemacht werden
konnte.
Da nun inzwischen
verschiedene Patentgebühren fällig geworden waren, unter anderen auch diese, die
sich Mr. Hye in London zurückbehalten hatte, nämlich ein amerikanisches, ein
italienisches und ein belgisches, wandte ich mich an das Mroz Syndicate diese
Patenttaxen zu bezahlen, wie es schon einmal der Fall war. In der Antwort wurde
unter anderem verlangt, die fälligen Gebühren detailliert bekanntzugeben. Dies geschah durch meinen Patentanwalt
Neutra in Wien. Statt hierauf die fälligen Patentgebühren zu bezahlen und die
Patente vor dem Verlust zu retten und endlich die
Aktien auf den Markt
zu bringen, trat man an mich mit neuen Forderungen heran.
In meinem Schreiben
vom 1.Dezember 1929 habe ich mich nun bereit erklärt, gegen Erlag von 200 Pfund,
die hauptsächlich zur Bezahlung laufender Patentgebühren verwendet werden
sollten, nochmals mit meiner Kamera nach London zu kommen, beziehungsweise sie
dort einige Zeit zur
Verfügung zu stellen
und eventuell auch das neue Papierverfahren " DUXOCHROM " (10) vorzuführen. Dies wurde aber
abgelehnt.
Seit 19.Dezember 1929
bin ich bis heute vom Mroz Syndicate ohne jede Nachricht. Ich habe daher die
Absicht, auf Auszahlung von 20.000 Pfund
in bar und einer entsprechenden
Entschädigung der 20.000 Pfund der Aktien, zu klagen. Dieses Klagebegehren
begründe ich in erster Linie mit dem Verlust meiner Patente, welche teils durch
Zurückhaltung, teils durch Nichtbezahlung der Gebühren, verloren gegangen sind.
Weiters mit dem Verlust aller anderen ernsten Reflektanten, an die ich meine
Erfindungen hätte verkaufen können. Ebenso mit der Tatsache, dass hinter meinem
Rücken intrigiert wurde, siehe Hye, Freeman, Bariss, meine Person vollkommen
übergangen wurde, ein Beweis unreeller Handlungsweise,
verschlechtert
dadurch, dass die
Führung der Angelegenheit in laienhafte Hände geriet. Mit der Tatsache, dass
meine patentierte Kamera mit Wissen aller
Beteiligten
nachgemacht wurde, wodurch mir ein großer Schaden nicht zuletzt auch in
Österreich entstand.
Weiters mit der
Nichteinhaltung der schriftlichen Abmachungen welche die L. & S.E.E. Co. Ltd. mit mir eingegangen ist.
Ebenso mit dem Schaden,
der mir durch meine viele Abwesenheit von
Wien entstanden ist, da mein Wiener Geschäft durch diesen Umstand arg
vernachlässigt wurde.“
Soweit die Darstellungen von Josef Mroz. Sicher ist und dies geht aus den Unterlagen hervor, dass Mroz zu einem gewissen Teil am Misserfolg des Projektes
Schuld hatte. Er war von seiner Konstruktion überzeugt und stellte zu Beginn hohe Forderungen. Die Kamera war natürlich einfach zu bedienen, hatte aber den Nachteil, dass man nur sehr beschränkt Momentaufnahmen ohne Stativ machen konnte. Außerdem herrschte ein Kopf an Kopf-Rennen mit der
Color Snapshot Corp., welche mit einem ähnlichen Verfahren arbeitete und zu Beginn das Mroz Verfahren als Patentverletzung bezeichnete.
Es sind auch von diesen Kameras nur 6 Stücke bekannt und zwar 2 Typ A und ein Typ C in Privatbesitz, je ein Typ A im Photomuseum Hans Frank / Bad Ischl
und im Technischen Museum Wien, und ein Typ B im Münchner Stadtmuseum. Fünf dieser Kameras stammen zweifelsfrei aus dem privaten Besitz von Josef Mroz.
Color Snapshot hatte aber mit ihrem Verfahren keinen Erfolg und ging im Dezember 1929 in Konkurs. Es ist anzunehmen, dass dadurch auch die Geldgeber von
Mroz ihr Interesse an der Sache verloren, denn ab diesem Zeitpunkt brach auch der Kontakt zu Mroz ab. Zu erwähnen wäre noch, dass es in dieser Sache zu keinem Prozess kam. Es herrschte nun ein feindliches Klima zwischen Mroz und dem ehemaligen Consulting Engineer Bariss . Mroz beschuldigte ihn weiterhin
des Diebstahls seiner Ideen und wurde von Bariss, welcher in der Zwischenzeit sein erstes Buch (11) über die Farbphotographie veröffentlicht hatte, geklagt.
Am 20.März 1934 wurde vor Gericht ein Vergleich geschlossen in dem Mroz seine Beschuldigungen zurückzog. (12)
Auf dem Gebiet des Schmalfilms entwickelte Mroz um 1930 den "Amateurfarbenfilm". Dieses Verfahren war eigentlich ein Pseudo-Farbfilm, denn er
verwendete nur zwei Filter, einen Rot bzw. Grünfilter. Diese Filterscheiben rotierten vor bzw. hinter dem Aufnahmeobjektiv und belichteten abwechselnd ein Bild mit vorgeschaltenem Rot- und ein Bild mit vorgeschaltenem Grünfilter. Nach dem Entwickeln wurden die jeweiligen Einzelbilder eingefärbt und ergaben beim Projizieren mit einem ebenfalls umgerüsteten Projektor, einen " Farbfilm ".
Preis für den Umbau einer Pathe-Baby inkl. Einergang 45 ÖS (ca. 3 EURO) und einer 9,5 od.16mm Cine Nizo 50 ÖS (ca. 3,50 EURO)
Die Bildfrequenz musste bei diesem Verfahren auf ca. 21 B./sek. erhöht werden.
Weiters entwickelte Mroz das so genannte IMROTON-Verfahren. Dieses ermöglichte Amateuren die Herstellung eines Tonfilmes. Das Imroton-Zusatzgerät
war gleichzeitig Aufnahme- und Wiedergabegerät. Mit einer Schneidedose ausgerüstet, konnte man die Stimmen und Geräusche auf eine Gelatinescheibe ritzen. Diese Gelatinescheibe wurde, nach erfolgter Aufnahme, mit Speziallack gehärtet, und konnte mit demselben Gerät, man musste nur die Schneidedose gegen eine Schalldose auswechseln, abgespielt werden. Die normale Spieldauer war ca.1 1/2 min. aber es bestand auch die Möglichkeit eine Pathe-Baby für 30m Aufnahmematerial umbauen zu lassen damit man eine maximale Spieldauer von 3 1/2 min. erreichen konnte, .( Preis 130.- Schilling, ca. 9 EURO )
Der Preis für die komplette Anlage (Imroton-Zusatzgerät, Tonschreiber und Schneidediamant 320.- Schilling, ca. 24 EURO).
Damit der Ton synchron war wurde dieser Apparat mittels einer flexiblen oder einer Kardanwelle mit der Kamera verbunden.
Ende 1930 ging Josef Mroz nach Berlin - Kreuzberg und arbeitete dort in einem Labor welches man ihm zur Verfügung gestellt hatte. Im Stiegenaufgang des
im 1. Stock liegenden Labors befanden sich von ihm angefertigte lebensgroße Photographien aller Nazi – Bonzen.
Nach der Einnahme Berlins 1945 wurde Mroz von den Russen verhaftet und gilt seither als vermisst.
Ich möchte mich bei Herrn Peter Jonas, Wien für die freundliche Unterstützung bedanken. In seinem Besitz befinden sich die meisten Unterlagen welche ein Zustandekommen dieses Artikels ermöglichten.
Firmenzeichen um 1924 |
Firmenzeichen 1926 |
Briefkopf um 1930 |
Firmenzeichen 1933 |
Verschiedene Beschriftungen der Mroz - Diapositive |
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